Schlafstörungen gehören zu den häufigsten und oft ersten Anzeichen hormoneller Veränderungen in den Wechseljahren. Viele Frauen bemerken in ihren 40ern, dass sie schlechter schlafen – doch statt hormonellen Schwankungen geben sie oft Stress im Beruf oder Alltag die Schuld. Dabei ist Schlafmangel weit mehr als nur eine lästige Begleiterscheinung: Er kann tiefgreifende Auswirkungen auf die körperliche und mentale Gesundheit haben.
Warum sind Schlafprobleme in den Wechseljahren so verbreitet? Welche Mechanismen stecken dahinter? Und vor allem: Welche Strategien können wirklich helfen? In diesem Artikel tauchen wir tief in die Ursachen ein und zeigen, wie du deinen Schlaf nachhaltig verbessern kannst.

Warum sind Schlafstörungen in den Wechseljahren so häufig?
Kaum eine Frau bleibt in den Wechseljahren von Schlafproblemen verschont. Je nach Studie berichten 50 bis 95 % der Frauen über eine veränderte Schlafqualität – also fast alle. Rund ein Viertel leidet sogar unter ausgeprägter Insomnie. Besonders häufig sind Durchschlafstörungen: nächtliches Erwachen, oft gefolgt von Schwierigkeiten, wieder in den Schlaf zu finden. Die Folgen sind Gereiztheit, Konzentrationsprobleme, depressive Verstimmungen und negative Auswirkungen auf das soziale Umfeld sowie die berufliche Leistungsfähigkeit.
Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig erforscht. Wahrscheinlich sind sie das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels aus hormonellen Veränderungen, zirkadianen Rhythmen und einer veränderten Stressregulation.
1. Hormondynamik und Schlafstörungen In der Perimenopause, die typischerweise zwischen 43 und 53 Jahren liegt, kommt es aufgrund ausbleibender Eisprünge häufig zu einem Progesteronmangel. Da Progesteron eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem hat, wird sein Rückgang oft als Ursache für Schlafprobleme betrachtet. Allerdings spricht dagegen, dass Frauen vor den Wechseljahren in der zweiten Zyklushälfte – wenn Progesteron höher ist – nicht unbedingt besser schlafen.
Wissenschaftler vermuten daher, dass Spitzen des Follikelstimulierenden Hormons (FSH) eine größere Rolle spielen könnten. FSH steigt in der Perimenopause phasenweise stark an, um die nachlassende Eierstockfunktion zu kompensieren. Studien zeigen, dass solche starken hormonellen Schwankungen das Schlafzentrum im Gehirn beeinflussen und den Schlaf-Wach-Rhythmus stören können. Dies könnte erklären, warum viele Frauen in dieser Phase unter nächtlichem Erwachen und Durchschlafstörungen leiden.
2. Abnehmende Melatoninproduktion
Mit zunehmendem Alter nimmt ausserdem die Melatoninproduktion im Körper ab. Melatonin ist unser Schlafhormon, das dem Körper bei abnehmendem Tageslicht signalisiert, dass es Zeit ist, sich auf den Schlaf vorzubereiten. Die altersbedingte Abnahme von Melatonin kann die Durchschlafstörungen verstärken, die typisch für die Wechseljahre sind.
3. Stressresilienz und das sympathische Nervensystem
Das hormonelle Chaos in den Wechseljahren wirkt sich auch auf das autonome Nervensystem aus, indem es das sympathische System aktiviert. Dies führt zu einer verringerten Stressresilienz und bei chronischem Stress zu einer dauerhaft erhöhten Cortisolproduktion. Normalerweise sollten Cortisolwerte über den Tag hinweg abnehmen. Tun sie dies nicht, ist unweigerlich der zirkadiane Rhythmus, also der 24h- Rhythmus unseres Körpers gestört und damit auch der Schlaf.
4. Weitere mögliche Ursachen
Mit den Wechseljahren kommen eine ganze Reihe weiterer möglicher Störfaktoren zusammen, die Schlafstörungen begünstigen können:
Schilddrüsenprobleme: Die Schilddrüse steuert den Stoffwechsel und beeinflusst den Schlaf. Eine Überfunktion (Hyperthyreose) kann innere Unruhe und Einschlafprobleme verursachen, während eine Unterfunktion (Hypothyreose) mit Erschöpfung und Durchschlafstörungen einhergeht. Da sich Schilddrüsenerkrankungen in der Perimenopause oft verstärken oder neu auftreten, ist eine Überprüfung der Werte sinnvoll.
Schlafapnoe: Atemaussetzer während des Schlafs treten in den Wechseljahren häufiger auf, da Progesteron – das die Atemmuskulatur stabilisiert – sinkt. Ein häufiges Anzeichen ist unerklärliche Tagesmüdigkeit.
Psychische Belastungen: Angst, Depressionen und chronischer Stress stören das Nervensystem und erschweren das Ein- und Durchschlafen.
Körperliche Beschwerden: Hitzewallungen, Gelenkschmerzen, das Restless-Legs-Syndrom und nächtlicher Harndrang können den Schlaf erheblich beeinträchtigen und zu häufigem Erwachen führen.

Warum Du schlechten Schlaf unbedingt ernst nehmen musst
Schlafmangel ist weit mehr als nur eine vorübergehende Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit – er hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesundheit und kann die Entstehung chronischer Erkrankungen begünstigen. Während des Schlafs regeneriert sich der Körper: Zellen werden repariert, das Immunsystem gestärkt und das Gehirn verarbeitet Informationen. Schlafstörungen unterbrechen diese essenziellen Prozesse, fördern Entzündungen und bringen den Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht.
Schlafprobleme sollten daher immer ernst genommen werden muss – insbesondere in den Wechseljahren, wenn die Schlafarchitektur über einen längeren Zeitraum nicht mehr optimal läuft:
Stille Entzündungen: Wer zu wenig schläft, bringt das Immunsystem aus dem Gleichgewicht. Bestimmte Entzündungswerte im Blut (z. B. Interleukin-6 und CRP) steigen an, was langfristig das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Autoimmunerkrankungen erhöht. Chronische Entzündungen sind ein stiller Risikofaktor, der oft unbemerkt bleibt.
Kognitive Gesundheit: Während des Tiefschlafs werden Abfallstoffe aus dem Gehirn abtransportiert, darunter Beta-Amyloid, das mit Alzheimer in Verbindung gebracht wird. Wenn der Schlaf dauerhaft gestört ist, kann sich dieses Protein im Gehirn ansammeln und langfristig das Risiko für Demenz und kognitive Beeinträchtigungen erhöhen.
Stoffwechselstörungen: Ein gestörter Schlaf verändert die Hormonregulation, die unseren Appetit und Blutzucker beeinflusst. Wenig Schlaf führt zu einem Anstieg des Hungerhormons Ghrelin und einer Senkung des Sättigungshormons Leptin – die Folge ist ein verstärkter Heißhunger, insbesondere auf Zucker und Kohlenhydrate. Gleichzeitig kann der Körper Insulin schlechter verwerten, was das Risiko für Diabetes Typ 2 und Übergewicht erhöht.
Psychische Auswirkungen: Schlaf ist essenziell für die emotionale Stabilität. Chronischer Schlafmangel kann das Risiko für Depressionen und Angststörungen erhöhen. Gleichzeitig erhöht Schlafmangel den Cortisolspiegel, unser Stresshormon, was innere Unruhe verstärken und einen Teufelskreis aus schlechtem Schlaf und psychischer Belastung erzeugen kann.

Wie Du Schlafstörungen gezielt adressieren kannst
Schlafstörungen zu adressieren ist komplex und die Studienlage uneinheitlich. Dennoch ist ein gezielter Ansatz, der die Regulierung der Hauptakteure Melatonin, Serotonin, Cortisol, Östrogen und Progesteron berücksichtigt, helfen, die Schlafqualität nachhaltig zu verbessern.
🐑 Das Schlafhormon Melatonin
Melatonin ist das Hormon, das unseren Schlaf-Wach-Rhythmus steuert. Seine Ausschüttung steigt bei Dunkelheit an und signalisiert dem Körper, sich auf den Schlaf vorzubereiten. Damit die natürliche Melatoninproduktion optimal funktioniert, helfen folgende Maßnahmen:
Schlafhygiene: Eine dunkle, ruhige Schlafumgebung sowie feste Schlafenszeiten unterstützen die Melatoninausschüttung. Blaulicht von Bildschirmen (Smartphone, Tablet, Laptop) unterdrückt die Melatoninproduktion – deshalb abends auf künstliches Licht verzichten oder Blaulichtfilter nutzen.
Digitale Unterstützung: Es gibt spezielle Schlaf-Apps, die als digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) zugelassen sind und wissenschaftlich fundierte Methoden zur Schlafverbesserung bieten. Diese Apps sind verschreibungsfähig und werden von den Krankenkassen erstattet. Mehr Infos dazu gibt es hier: DiGA-Verzeichnis.
Melatoninpräparate: Kurzfristig können Melatoninpräparate helfen, den Schlafrhythmus zu regulieren – zum Beispiel bei Jetlag oder Schichtarbeit. Allerdings beheben sie nicht die Ursache von Schlafstörungen und sollten daher nicht dauerhaft angewendet werden.
🍀 Das Glückshormon Serotonin
Was die meisten nicht wissen: Melatonin wird aus Serotonin, dem sogenannten "Glückshormon", synthetisiert. Ohne eine ausreichende Serotoninproduktion kann der Körper nicht genug Melatonin bilden, was den Schlaf beeinträchtigen kann. Es gibt mehrere Wege, wie du deine natürliche Serotoninproduktion unterstützen kannst:
Bewegung und Tageslicht. Sicher hast Du schon mal gemerkt, dass ein strammer Spaziergang oder Lauf bei gutem Wetter die Stimmung hebt und das abendliche Einschlafen verbessern kann.
Zur Serotoninsynthese aus seinen Vorläuferstufen Tryptophan und 5-HTP sind bestimmte Mikronährstoffe notwendig, allen voran Magensium, B-Vitamine, Eisen und Zink. Prüfe, ob Du hier gut versorgt bist, denn ohne wird es schwer, ausreichend Serotonin zu bilden.
Tryptophanreiche Lebensmittel: Tryptophan ist in Geflügel, Eiern, Lachs, Nüssen und Käse enthalten. Eine tryptophanreiche Ernährung kann helfen, die Serotoninproduktion zu unterstützen.
Nahrungsergänzungsmittel: 5-HTP und L-Tryptophan sind als Supplemente erhältlich. Ihre Wirksamkeit zur Schlafverbesserung ist jedoch nicht eindeutig belegt, und sie können Nebenwirkungen haben. Eine ärztliche Beratung ist empfehlenswert.
Medikamentöse Unterstützung: SSRI-Antidepressiva erhöhen den Serotoninspiegel und können indirekt auch den Schlaf verbessern, sollten jedoch nur auf ärztliche Verordnung hin eingesetzt werden.
Auch Omega-3-Fettsäuren spielen eine Rolle bei der Funktion von Serotoninrezeptoren. Unabhängig von Schlafqualität haben sie vielfältige positive Eigenschaften auf die Gesundheit, so dass eine gute Versorgung anzustreben ist.
⚡️ Das Stresshormon Cortisol
Ein dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel belastet die Nebennierenrinde, die für die Produktion des stressregulierenden Hormons DHEA verantwortlich ist. Gleichzeitig sorgt Cortisol dafür, dass der Körper abends nicht zur Ruhe kommt, was das Einschlafen erschwert. Um den Cortisolspiegel zu senken und die Nebennieren zu entlasten, helfen folgende Maßnahmen:
Stressmanagement: Regelmäßige Pausen, feste Routinen und Techniken wie Yoga, Meditation, Atemübungen oder Progressive Muskelentspannung unterstützen das Nervensystem und senken nachweislich den Cortisolspiegel.
Magnesium zur Schlafverbesserung: Studien zeigen, dass Magnesium (insbesondere Glycinat und Threonat)die Schlafqualität deutlich verbessern kann. Magnesium fördert die Wirkung von GABA, einem hemmenden Neurotransmitter, der Stress reduziert und das Einschlafen erleichtert.
Adaptogene zur Stressbewältigung: Pflanzenstoffe wie Ashwagandha helfen dem Körper, besser mit Stress umzugehen und die Cortisolreaktion zu regulieren.
💃 Die Sexualhormone Östrogen und Progesteron
Die Sexualhormone spielen eine entscheidende Rolle in der Schlafregulation, weshalb viele Frauen in der Postmenopause durch eine Hormonersatztherapie (HRT) eine deutliche Verbesserung ihrer Schlafqualität erleben.
Östrogen beeinflusst die Produktion von Neurotransmittern wie Serotonin und Melatonin, die für den Schlaf-Wach-Rhythmus entscheidend sind. Ein niedriger Östrogenspiegel kann Schlafstörungen begünstigen, insbesondere durch vermehrte Hitzewallungen und eine gestörte Temperaturregulation in der Nacht.
Mikronisiertes Progesteron hat eine nachgewiesene beruhigende Wirkung auf das zentrale Nervensystem, da es – oral verabreicht – direkt auf die GABA-Rezeptoren im Gehirn einwirkt. Dadurch kann es das Einschlafen erleichtern und die Schlafqualität verbessern.
Eine Hormonersatztherapie (HRT) kann bei Schlafstörungen in den Wechseljahren äußerst wirksam sein, indem es hormonelle Defizite korrigiert und auch Hitzewallungen oder Nachtschweiß lindert, die den Schlaf oft stören.
Wie beyoni helfen kann
beyoni unterstützt Frauen dabei, Schlafstörungen in den Wechseljahren gezielt anzugehen:
Mikronährstofftests geben Aufschluss darüber, ob du ausreichend mit Magnesium, B-Vitaminen und Eisen versorgt bist – essenzielle Nährstoffe für die Produktion von Serotonin (unserem Glückshormon) und Melatonin (unserem Schlafhormon).
Omega-3-Test & Fettsäuren helfen, deinen Omega-3-Status zu bestimmen und gezielt zu optimieren. Omega-3 spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation von Entzündungen und der Neurotransmitter-Funktion.
Beratung durch Hormon- und Wechseljahre-Expertinnen bietet eine individuelle und ganzheitliche Analyse deiner Situation. Du erhältst fundierte Empfehlungen zu Hormonhaushalt, Ernährung und Lebensstil, um deine Schlafqualität nachhaltig zu verbessern.
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