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Power Up: DHEA - das unterschätzte Hormon

Autorenbild: BenitaBenita

Dass die Wechseljahre mit einer Veränderung der weiblichen Sexualhormone Östrogen und Progesteron einhergehen, ist allgemein bekannt. Ein Hormon, das in dieser Phase jedoch besonders relevant wird und oft weniger Beachtung findet, ist DHEA (Dehydroepiandrosteron). Dieses Hormon spielt eine entscheidende Rolle für das Wohlbefinden in den Wechseljahren, da es die Basis für die Produktion von Testosteron und Östradiol bildet. Wer DHEA kennt, hat einen wichtigen Schlüssel in der Hand, um Energie, Stimmung und Lebensqualität zu erhalten.


DHEA ist wichtig für den Muskelaufbau
DHEA ist wichtig für den Muskelaufbau

DHEA: Das „weibliche“ Testosteron

DHEA ist ein Steroidhormon, das in der Nebennierenrinde gebildet wird und als Vorläufer für Testosteron und Östradiol dient. Diese Hormone beeinflussen viele zentrale Funktionen im Körper, darunter die Muskelkraft, das Energielevel und die Libido. Während bei Männern das Testosteron vorwiegend in den Hoden produziert wird, wird bei Frauen etwa die Hälfte des Testosterons aus DHEA synthetisiert. Dieses „weibliche“ Testosteron ist daher entscheidend für Energie, Leistungsfähigkeit und sexuelles Verlangen.

 

Auch für die Östrogenproduktion ist DHEA von Bedeutung. Nach den Wechseljahren, wenn die Eierstöcke kein Östrogen mehr herstellen, bleibt DHEA als eine Art „Backup“ bestehen, das hilft, eine minimale Östrogenproduktion aufrechtzuerhalten. Dieser Restbestand kann unter anderem zum Erhalt der Knochendichte beitragen. DHEA übernimmt somit eine wesentliche Funktion in der hormonellen Ausstattung nach der Menopause.


Wie verändert sich die DHEA-Produktion?

In unseren Zwanzigern erreicht die DHEA-Produktion ihren Höhepunkt – viele fühlen sich in dieser Lebensphase besonders energiegeladen und leistungsfähig. Ab einem Alter von etwa 25 Jahren nimmt die Produktion jedoch schrittweise ab, etwa um 10% pro Dekade. Eine Frau Mitte 50 hat also bereits ein Drittel des DHEA-Levels eingebüßt. Während der Perimenopause kann es kurzfristig zu einem Anstieg kommen, aber nach der Menopause sinkt der DHEA-Spiegel oft deutlich. Dieser kontinuierliche Rückgang führt dazu, dass der Körper anfälliger für Müdigkeit, Stress und Antriebslosigkeit wird.

Für Frauen in den Wechseljahren ist es daher wichtig, darauf zu achten, dass dieser natürliche Abbau nicht zusätzlich beschleunigt wird. Hier spielt insbesondere ein gutes Stressmanagement eine entscheidende Rolle.


Der Einfluss von Stress auf die DHEA-Produktion

Stress ist einer der stärksten Faktoren, die die DHEA-Produktion beeinflussen können: Neben DHEA wird in der Nebennierenrinde auch Cortisol, das Stresshormon, gebildet. Der Körper versucht, diese beiden Hormone im Gleichgewicht zu halten, denn DHEA wirkt als Gegenspieler von Cortisol. Steigt der Cortisolspiegel bei akutem Stress, wird auch mehr DHEA freigesetzt. Kritisch wird es jedoch bei chronischem Stress: Wenn der Körper dauerhaft hohe Cortisolmengen produzieren muss, erschöpft sich die Nebennierenrinde, und die Produktion von DHEA nimmt ab.

Studien zeigen, dass andauernder Stress zu einer Reduktion der DHEA-Produktion um bis zu 23% führen kann. Besonders in den Wechseljahren, wenn der Körper hormonell bedingt empfindlicher auf Stress reagiert, steigt das Risiko einer Erschöpfung der Nebennierenrinde. Dies kann sich in verstärkter Müdigkeit, dem Gefühl von Überforderung und einem allgemeinen Abfall des Energielevels äußern.


Woran erkennst du einen DHEA-Mangel?

Ein niedriger DHEA-Spiegel kann sich auf verschiedene Weise bemerkbar machen, insbesondere in den Wechseljahren. Zu den häufigsten Anzeichen zählen:

  • Erschöpfung: Erschöpfungszustände und Müdigkeit, die auch durch Schlaf nicht behoben wird.

  • Libidoverlust: Nachlassendes sexuelles Verlangen und eine geringere sexuelle Zufriedenheit.

  • Stimmungsschwankungen: Erhöhte Reizbarkeit, depressive Verstimmungen oder Ängste.

  • Schwächere Muskulatur: Abnahme der Muskelkraft und Anfälligkeit für Muskelschwäche.


Warum es sinnvoll ist, den DHEA-S-Spiegel zu messen

Das Messen des DHEA-S-Spiegels, der stabileren Form von DHEA, kann wertvolle Einblicke in den Hormonstatus liefern. Ein niedriger Spiegel deutet auf mögliche Probleme mit der Nebennierenfunktion hin oder zeigt, dass der Körper Schwierigkeiten hat, Stress zu bewältigen. Für Frauen in den Wechseljahren, die unter anhaltender Erschöpfung, Energiemangel oder fehlender Libido leiden, kann der Test helfen, die Ursachen besser zu verstehen und gezielte Maßnahmen zur Linderung zu ergreifen.




Ist eine DHEA-Supplementierung sinnvoll?

In den USA und im Internet sind DHEA-Präparate frei verkäuflich und werden oft als Anti-Aging-Mittel beworben. Die wissenschaftliche Evidenz für die Wirksamkeit solcher Supplemente ist jedoch gemischt. Während einige Studien zeigen, dass DHEA bei Libidoverlust, Müdigkeit und Stimmungsschwankungen helfen kann, sind die Ergebnisse insbesondere für die Herzgesundheit oder kognitive Funktionen uneinheitlich. Eine Cochrane-Metaanalyse ergab, dass DHEA die sexuelle Funktion im Vergleich zu einem Placebo leicht verbessern kann, aber die Effekte sind moderat.

Bevor du eine Supplementierung in Betracht ziehst, ist es empfehlenswert, den DHEA-S-Spiegel messen zu lassen und eine ärztliche Beratung einzuholen.



Stressreduktion für gesunde DHEA-Spiegel

Noch wichtiger als eine Supplementierung ist die Stressbewältigung. Da Stress einen signifikanten Einfluss auf die DHEA-Produktion hat, ist es gerade in den Wechseljahren wichtig, Techniken zur Stressreduktion in den Alltag zu integrieren. Achtsamkeitsübungen, Meditation oder Yoga können helfen, den Cortisolspiegel zu senken und die DHEA-Produktion zu unterstützen. Ein ausgeglichener Lebensstil fördert die Regeneration des Körpers und hilft, die natürlichen Hormonspiegel zu stabilisieren.

Achtsamkeit kann helfen, den Cortisolspiegel zu senken und die DHEA-Produktion zu unterstützen.
Achtsamkeit kann helfen, den Cortisolspiegel zu senken und die DHEA-Produktion zu unterstützen.


DHEA bei vulvovaginaler Atrophie

Ein Bereich, in dem DHEA nachweislich wirksam ist, ist die Behandlung von vulvovaginaler Atrophie, die bei vielen Frauen nach der Menopause auftritt. Hierbei handelt es sich um eine Verdünnung und Trockenheit der Vaginalschleimhaut, die zu Beschwerden wie Trockenheit, Juckreiz und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen kann. Intravaginales DHEA hat sich als effektive Therapie erwiesen, um die vaginale Gesundheit zu verbessern, indem es das Gewebe elastischer und feuchter macht. Frage Deine Gynäkolog:in, ob DHEA für dich geeignet ist.



DHEA ist ein wichtiger, aber oft übersehener Faktor für das Wohlbefinden in den Wechseljahren. Trotz des natürlichen Rückgangs dieses Hormons gibt es Möglichkeiten, den Abbau zu verlangsamen und die Auswirkungen abzumildern. Ein DHEA-S-Test kann dabei helfen, festzustellen, ob ein Mangel für Symptome wie Erschöpfung, Antriebslosigkeit oder Libidoverlust verantwortlich ist. Durch gezielteMaßnahmen wie Stressmanagement, Priorisierung von Schlaf und eventuell eine ärztlich empfohlene Supplementierung lässt sich die hormonelle Balance unterstützen.



 

Quellen

Tang J, Chen LR, Chen KH. The Utilization of Dehydroepiandrosterone as a Sexual Hormone Precursor in Premenopausal and Postmenopausal Women: An Overview. Pharmaceuticals (Basel). 2021 Dec 29


Scheffers CS, Armstrong S, Cantineau AEP, Farquhar C, Jordan V. Dehydroepiandrosterone for women in the peri- or postmenopausal phase. Cochrane Database of Systematic Reviews 2015, Issue 1.


Taryn Smith, Pelin Batur. Prescribing testosterone and DHEA: The role of androgens in women. Cleveland Clinic Journal of Medicine Jan 2021


Papadopoulou-Marketou N, Kassi E, Chrousos GP. Adrenal Androgens and Aging. In: Feingold KR, Anawalt B, Blackman MR, et al., editors. Endotext [Internet]. Updated 2023 Jan 18

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